2014 in die Türkei auswandern?
Kurz vor Weihnachten ist die Türkei von einem schweren Korruptionsskandal erschüttert worden. Neben dem illegalen Handel mit Iran, wo wegen internationale Sanktionen verstoßen wurde, geht es auch im Korruption im Bau. Es gab viele Verhaftungen bis hinzu in höchste politische Kreise und Unternehmensbossen. Allerdings hat der Ministerpräsident als einen persönlichen Angriff gewertet und begonnen die Justiz und Polizei auf seine Art zu bekämpfen.
Ministerpräsident Erdogan hat beschlossen die ganze Krise zu auszusitzen. Zunächst hat er einen großen Teil seines Kabinetts umgestaltet, einige Minister sind zurückgetreten, anderen wurden ausgetauscht. Anschließend wurden viele in die Ermittlungen involvierte ranghohe Polizisten und Funktionäre versetzt bzw. beurlaubt. Bis heute sind hunderte Polizisten betroffen. Außerdem wurde ein Gesetz ins Parlament gebracht, was der Regierung mehr Kontrolle über die Wahl von Staatsanwälten und Richtern gibt.
Während in Schuhkartons Millionen von Dollar gefunden werden, verweigert die Polizei den Haftbefehl gegen weitere Verdächtige, somit öffnet sich eine weitere Front zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft.
Diese Krise wird noch einige Zeit andauern welches auch vom Ausland mit Argwohn beobachtet wird. Das ohnehin schon fragile Wirtschaftswachstum wird stark belastet. Neben den bestehenden Problemen wie Handelsbilanzdefizit, hohe Inflation, niedrige Zinsen, einseitiger Fokus auf Bau und Konsum, hohe Konsumentenkredite wird das wichtige Gut Vertrauen gerade verspielt. Die türkische Währung hat innerhalb weniger Tage über 10% an Wert gegenüber dem EUR und USD verloren. Die Zentralbank konnte eine weitere Abwertung vorerst stoppen.
Deutsch-Türken die wie ich schon in der Türkei leben, fragen sie wo die Schmerzgrenze ist und wann es Zeit ist die Türkei wieder zu verlassen. Und Deutsch-Türken die darüber nachdenken, ob sie in die Türkei ziehen wollen werden durch die Ereignisse nicht unbedingt ermutigt. Zumindest würde ich mich fragen, ob ich in dieser Phase in die Türkei ziehen will.
Zunächst ist die Wirtschaft betroffen. Neben den ie Türkei wird die Kapitalflucht nicht so leicht stoppen können">Devisenfluktuationen ist auch das Vertrauen in eine stabile Türkei weg. Deutsche Wirtschaftsverbände haben kurz vor Weihnachten bereits gemeldet das einige Unternehmen die dabei waren in die Türkei zu investieren vorerst alle Aktivitäten gestoppt haben, weil die Unsicherheit gestiegen ist. Unternehmen aus anderen Ländern haben sicherlich ähnlich reagiert.
Die Schwellenländer stehen sowieso davor, dass ihnen viel Kapital abgezogen wird, wenn einmal die Zinsen in den USA und auch in der EU steigen. In der Türkei kommt noch hinzu, dass die Türkei besonders viel ausländisches Kapital gezogen hat. Die Einheimische Wirtschaft hat kaum Eigenmittel, die Abhängigkeit ist besonders groß. Durch den starken Kapitalzufluss sind viele wichtige Strukturreformen versäumt worden. Stattdessen hat sich die Regierung in ihrem Erfolg gesonnt.
Durch die Maßnahmen der Regierung in der Justiz ist auch die Rechtssicherheit betroffen. Worauf kann man sich hier noch berufen. Im Augenblick wird wirrkürlich gegen die Justiz gekämpft von der Regierung aus. Meiner Meinung nach ist die Verfassung faktisch außer Kraft gesetzt (wenn die Polizei einem Haftbefehl der Staatsanwalt nicht mehr folgt, dann ist das gravierend).
Die Türkei hat innerhalb weniger Wochen an Attraktivität für Auswanderer verloren. Nach den Protesten im Sommer 2013 folgt innerhalb weniger Monate ein noch größerer Skandal. Und die Politik gesteht wie immer keine Fehler ein, geht nicht auf das Volk zu oder versucht Aufzuklären. Stattdessen regiert eine defensive Haltung wo die Schuld auf abstrakte Gebilde geschoben wird (internationale Verschwörung usw.).
Wir Deutsch-Türken die bereits in der Türkei leben, haben einen Riesenvorteil. Wir können immer weggehen, wenn es uns nicht mehr passt. Diese Freiheit zu besitzen macht uns sicherlich gelassener und gibt uns eine gewisse Sicherheit. Besonders wenn man die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt macht das viel aus. Die andere Heimat wartet auf einen ja.
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