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Leben und Arbeiten in der Türkei

Zuverlässigkeit in der türkischen Geschäftswelt

Immer wieder entdecke ich Kommentare, Artikel und andere Postings in denen man sich über die Zuverlässigkeit in der Türkei beschwert. Manchmal jedoch verstehe ich diese Beschwerden nicht. Zunächst mal gelten wie in Deutschland auch in der Türkei die Regeln der Erstkontaktaufnahme.
Bevor man blind jemanden anschreibt, sollte man das Unternehmen natürlich vorher anrufen, sich informieren, Namen von möglichen Kontaktpersonen geben lassen, Emailadresse notieren und versuchen diese per Telefon zu erreichen. Wenn man erst mal Namen und Firmennamen hat, ist eine Recherche via Xing oder LinkedIn durchaus sinnvoll. Eine Kontaktaufnahme über diese Portale kann sogar einfacher sein als per Email oder Telefon. Die Antwortquote ist auch höher.

In vielen Beschwerden (über 50% würde ich sagen) lese ich heraus, dass man jemanden blind angeschrieben hat und diese Person plötzlich in der Bringschuld ist. Jemanden den man nie gesehen oder gesprochen hat, kann man nicht diese Bürde aufzwingen.

Wie ich mit Erstkontakten umgehe

Wenn wir den Spieß mal umdrehen. Ob damals bei
Osram oder jetzt bei Voltimum, ich erhalte immer wieder Anfragen von Deutsch-Türken aus Deutschland, meist zum Thema Auswandern und Bewerbung. Es ist keine Absicht, aber im Berufsalltag kann eine einfache Anfrage per Email untergehen und vergessen werden. Ich überfliege jede Email und will dann in einer ruhigen Minute darauf reagieren, leider vergisst man das manchmal. Aber kreative und frische Kontaktaufnahmen bleiben mir eher in Erinnerung. Ich werde auch über Xing, LinkedIn und Facebook kontaktiert. Selbst über Twitter bin ich schon angeschrieben worden. Das bleibt in Erinnerung und später wird die Konversation auf Email übertragen.

In der Türkei ist die Zuverlässigkeit etwas niedriger als in Deutschland, das stimmt. Eine Kontaktaufnahme aus dem fernen Deutschland macht es noch schwerer. Daher sollte man erst mal versuchen über Zwischenkontakte an die Zielperson zu kommen. Wenn diese nicht existieren, dann sollte man wirklich vor Ort sein. Und wenn das auch nicht machbar ist, dann sollten 2-3 Telefongespräche mit der Person geführt worden sein. Telefonate sind nun mal persönlicher und über die Distanz baut man erste Hemmungen damit ab.

Zuverlässigkeit hängt von Größe des Unternehmens ab

Die Zuverlässigkeit nimmt mit der Größe des Unternehmens ab. Konzerne sind noch am besten, Mittelstand und „Patron“-Unternehmen sind da schon schwieriger zu erreichen, hier hilft ein persönlicher Besuch am besten (3-5 Tage vorher anrufen, Termin festlegen und ein Tag vor dem Meeting nochmals bestätigen lassen). Freelancer und Kleinunternehmer sollte man nur telefonisch kontaktieren. Je nach Branche wird die Emailadresse z.T. gar nicht benutzt. Social Media sollte man übrigens auch nicht unterschätzen.

Worauf Bewerber achten sollten

Arbeitssuchende sollten sich wirklich nur auf offene Stellen bewerben, für Initiativbewerbungen Unternehmen hinterhertelefonieren wird kaum etwas bringen. Man muss in der Bewerbung unbedingt türk. Kontaktdaten und eine türk. Hausadresse angeben. Eine Bewerbung aus dem Ausland hat kaum Chancen.

Allgemein kann ich nur raten, sich direkt aus der Türkei zu bewerben. Termine für Vorstellungsgespräche sind immer sehr kurzfristig angesetzt. Wer etwas auffallen will, sollte sich interessante Kontakte in LinkedIn raussuchen und Personen von dort anschreiben. Aber man sollte immer damit rechnen, dass keine Rückmeldung kommt.

Schaut auch in meinen
Artikel für erste Kontaktaufnahmen an.
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