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Leben und Arbeiten in der Türkei

Schon mal Auto gefahren in der Türkei?

Von Besuchern aus Deutschland höre ich immer wieder wie chaotisch der Verkehr vor allem in Istanbul ist. Einige finden es lustig und haben ihren Spaß, andere empfinden es als Bedrohung und wollen gar nicht raus. Durch meine Erfahrung weiß ich eins, es ist weniger chaotisch als man denkt. Ich fahre jetzt seit 2 Jahren Auto in Istanbul und wenn man ein guter Beobachter ist, dann merkt man, dass es eine gewisse Ordnung im Chaos gibt.

Im Grunde existieren in der Türkei die gleichen Verkehrsregeln, die es auch in anderen Ländern gibt, leider hapert es bei der Umsetzung. Zum Beispiel beim Kreisverkehr hat der Verkehr im Kreisverkehr Vorfahrt. Allerdings funktioniert das nicht, die Autos im Kreisverkehr stoppen und lassen die einfahrenden vor. Soweit ich erfahren habe gelten die gleichen Regeln wie in Deutschland, oder irre ich mich. Viele Autofahrer sind im Kreisverkehr verunsichert und wissen nicht, was sie tun sollen. Manche suchen einfach die Lücke und geben dann gas.



Ein weiteres Beispiel sind Autobahnen und 3-spurig ausgebaute Schnellstraßen. Die meistbenutzten Spuren sind die Mittlere und die Linke. Rechts hingegen sind die wenigsten Fahrzeuge anzutreffen. Ich habe mich daran gewöhnt, rechts zu fahren und alle in Ruhe zu überholen. Und man kann sich sicher sein, dass niemals ein Wagen nach rechts ziehen wird. Rechts überholen ist übrigens verboten.

Vorausschauend Autofahren: Gut dass wir das in der Fahrschule gelernt haben

Aber die schlimmsten Hindernisse sind, meiner Meinung nach, Linienbusse, Dolmus, Minibüsler und vor allem: Taxifahrer. Sie stehen und fahren so, als ob es für sie Ausnahmeregelungen geben würde. Mit etwas Erfahrung lernt man auch sie einigermaßen zu umgehen, weil das Verhalten von diesen Fahrern immer dasselbe ist. Vorausschauend fahren war nie wichtiger als in Deutschland.

Manche Stadtteile und Straßen haben eigene „Verkehrsregeln“ entwickelt

Wenn man regelmäßig dieselben Straßen fährt, die gleichen Stadtteile besucht, dann merkt man, dass an manchen Orten immer die gleichen Regeln auf die gleiche Art verletzt werden. Es sind die Einheimischen, die Bewohner oder Kleinunternehmer die sich einfach dazu ermächtigt fühlen. Ein Beispiel ist Dolapdere, wo sich viele Autowerkstätten befinden. Hier ist es gang und gebe, dass an einer Kreuzung plötzlich Autos entgegenkommen. Die Falsche Spur zu benutzen ist völlig normal und man muss jederzeit damit rechnen. Auch Fahrzeuge aus den Werkstätten, die rausfahren, auf der Straße parken und den Verkehr blockieren, sind ein weiteres Problem. Das ist eher die Regel, daher kann man nichts weiter machen, als warten und hupen.

In Tesvikiye hinter der Moschee gibt es einen kleinen Straßenzug der regelmäßig blockiert ist, weil Autos halten oder sogar parken, manche etwas be- oder entladen. An einer bestimmten Stelle parkt ein Fahrzeug immer in der zweiten Reihe, da es an einer Kreuzung ist, wird es richtig gefährlich, weil man nicht mehr sehen kann, ob ein Auto kommt.

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Zwei Autos in Teşvikiye am parken

In Fulya, nahe Ihlamur Kasri, existiert ein mobiler Kebap-Stand. Dieser soll berühmt sein, daher kommen besonders viele zum essen hin. Ich kann es nicht verstehen, die Hygieneverhältnisse sind eine Katastrophe. Trotzdem stehen an der Straße so viele Autos, dass sich der Verkehr z.T. staut, in beide Fahrtrichtungen. Ein illegaler Imbissstand sorgt täglich für ein Verkehrschaos.

Es gibt noch viel mehr Beispiele für türk. Verkehrsregeln. Staus sind immer ein Problem hier, wobei ich das Gefühl habe, dass viele Staus durch Fehlplanung in der Stadt entstehen. Parken in der zweiten Reihe, öffentliche Verkehrsmittel und lokale Besonderheiten erhöhen die Staugefahr erheblich.

Ich denke, wenn diese und ein paar weitere Punkte berücksichtigt werden, dann kommt man ganz gut durch den Verkehr. Geschäftstermine sollte man so legen, dass man die Rush Hour meidet, und kaum Verkehr auf eines der Bosporus-Brücken hat. Zur Mittagszeit herrscht der geringste Verkehr, weil die meisten zwischen 12-14 Uhr zu Mittag essen, zum Beispiel. Ein Unfall verursacht einen Stau, nicht weil die Spuren blockiert sind, sondern die Autofahrer neugierig schauen, was passiert ist und in Schrittgeschwindigkeit daran vorbeifahren.

Ihr habt sicherlich ähnliche und andere Erfahrungen gemacht, ich würde mich freuen, wenn ihr diese hier beschreiben könnt. Freue mich schon auf lustige Geschichten.
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