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Leben und Arbeiten in der Türkei

Kommerzialisierung der Gezi Park Bewegung

Leider war ich während der ersten Tage der Ereignisse wegen einer Geschäftsreise nicht in Istanbul. Ich habe die Ereignisse möglichst viel über Facebook, Twitter und diverse Livestreams von Deutschland aus verfolgt. Daher konnte ich mir ein gutes Bild von den Ereignissen machen. Eine Enttäuschung erlebte ich jedoch, als ich das erste Mal in Taksim war.
Opportunisten gehören für mich zu den schlimmsten Personengruppen die ich kenne. Diese Menschen nutzen jede Möglichkeit aus, um einen persönlichen Profit rauszuschlagen. Dabei ist es völlig egal, um welches Thema es sich handelt, welchen Schaden sie errichten oder ob sie gerade eine Notlage eines anderen sich zunutze machen. Leider ist das in der Türkei weit verbreitet. Wenn es regnet, verkauft man Regenschirme. Wenn es warm ist, verkauft man kalte Getränke. Wenn man im Stau steckt, gibt es verschiedene Lebensmittel, Handyladekabel oder Blumen usw.

Tja, und was brauchen die Protestler von diesen Opportunisten. Die Stände, die ich gesehen habe, reichten von Köfte- und Kokorec-Anbietern, V wie Vendetta-Masken, Schwimmbrillen gegen Tränengas und Spraydosen für Graffiti bis hin zu Alkohol. Viele verkauften Bier, aber einige schenkten sogar Whisky und andere harte Spirituosen aus. Diese Stände waren überall auf dem Taksim-Platz bis weit rein in die Istiklal Caddesi zu finden. Das Fehlen der Sicherheitskräfte bringt schon komische Sachen hervor.

Was mich am meisten gestört hat, ist das diese Händler rein gar nichts mit der Bewegung zu tun haben. Sie sind nur aus Profitgier dort und bevölkern die Gegend mit ihren Verkaufsständen, manchmal waren es 4-5 Verkäufer nebeneinander. Was mich gefreut hat, ist das sich die Demonstranten der Problematik bewusst sind. Bis Freitag (06.06.) waren selbst die Händler noch im Gezi Park. Den Samstag darauf waren sie weg, die Demonstranten haben sie einfach nicht mehr reingelassen. Ich hoffe, dass sie auch vom Taksim-Platz und der weiteren Umgebung vertrieben werden.

Opportunisten sollten hier einfach keinen Platz bekommen.
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