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Leben und Arbeiten in der Türkei

Leben in der Türkei - Fragen und Antworten

Ich habe letztens über www.xing.de eine Anfrage zum Thema Einleben und Job suchen in der Türkei bekommen. Ich möchte zu den Fragen die Antworten mit euch allen teilen.
Ich habe letztens über www.xing.de eine Anfrage zum Thema Einleben und Job suchen in der Türkei bekommen. Ich möchte zu den Fragen die Antworten mit euch allen teilen:



  • 1.„Hattest du einen Plan, als du dich entschlossen hast nach Izmir bzw. in die Türkei auszuwandern? Wie hast du dir die Wohnung organisiert und wie hast du dich finanziell über Wasser gehalten?“

Selbstverständlich hatte ich eine gewisse Vorstellung wie ich vorgehen wollte. Ich hatte mir auch einen Zeitrahmen gesetzt bis wann ich mich eingelebt haben sollte und bis wann ich einen Job finden wollte. Um den Schritt in die Türkei Konsequent zu machen, habe ich meine Wohnung in Deutschland aufgegeben, alle Möbel verkauft und mich offiziell auch von den Behörden ordentlich abgemeldet. Ich bin zuerst nach Izmir gegangen, da ich mich dort schon auskannte, Verwandte hatte und wir eine leerstehende Eigentumswohnung hatten. Somit hatte ich keine Mietkosten und musste nur ein paar nötige Möbelstücke kaufen. Aber wer sich auskennt weiss ja, dass in der Türkei die Wohnungen bereits mit Küche und Bad voll ausgestattet sind. Mit der finanziellen Unterstützung meiner Familie und ein wenig selbstgespartem konnte ich mich ganz gut für mehrere Monate über Wasser halten.

Alternative hätte ich auch bei Verwandten unterkommen können bis ich eine Anstellung gehabt hätte. Die Unterstützung der Familie, finanzielles Polster und Geduld sollte man mitbringen, wenn man auswandert meiner Meinung nach.

  • 2.„Hast du ein Deutschen oder Türkischen Pass? Ich selber habe einen Deutschen Pass, Habe ich dadurch Vor- oder Nachteile?“

Ich bin Deutscher Staatsbürger. Und nur die Deutsche besitze ich. Über die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis wie auch Sozialversicherung in der Türkei für Ausländer habe ich mich vorab in Deutschland informiert. Um die Informationen aus erster Hand zu bekommen habe ich das Generalkonsulat in Essen besucht. Ich hatte bis dahin die „pembe kart“ (die rosa Urkunde für ehemalige Türk. Staatsbürger). Mir wurde gesagt, dass diese inzwischen ungültig ist (das war 2006) und stattdessen gibt es jetzt die „mavi kart“ (blaue Urkunde). Ich habe diese beantragt und auch sofort bekommen. Sie sieht einem Türk. Personalausweis sehr ähnlich aus. Auf der „mavi kart“ steht „5203 sayili kanunla taninan haklarin kullanilmasina iliskin belge“. Unter Absatz 3 kann man lesen, dass man die vollen Rechte besitzt wie ein Türk. Staatsbürger. Bis auf wenige Ausnahmen wie Wehrdienst, Staatsdienst usw. Gewissermaßen hat man Vorteile gegenüber Türken. Man bekommt alle Rechte ist aber von manchen Pflichten befreit.

Als Türkischer Staatsbürger muss man alle 6 Monate in Deutschland ein- und ausreisen, sonst verliert man seine Aufenthaltserlaubnis für immer. Deutscher Staatsbürger mit „
mavi kart“ werden im Alltag manchmal Schwierigkeiten bei Behörden und Banken haben, da die „mavi kart“ nicht jeder kennt. Ich hatte schon Probleme einen Telefon- und Internetanschluss zu bekommen. Nur durch Überzeugungsarbeit habe ich es bekommen. Aber im großen und ganzen hat man alle Freiheiten. Die Arbeitgeber müssen sich keine Sorgen machen, wenn man die Urkunde hat. Und die vollen Versicherungsleistungen kann man auch nutzen.

Bevor ihr auswandert, besucht das nächstgelegene Generalkonsulat der Türkei und lasst euch beraten. Kommt nicht ohne die blaue Urkunde. Ausländer die länger als 3 Monate ohne Aufenthaltserlaubnis in der Türkei sind, gelten als Illegale. Dann gibt es richtig Ärger!

Deutsche Staatsbürger ohne Türk. Background müssen sich eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis holen. Das ist schwieriger als man glaubt und sollte nicht unterschätzt werden. Diese werden in der Regel für 2 Jahre ausgestellt.

  • 3.„Wie hast du dir einen Job besorgt und wie hoch sind in etwa die löhne?“

Wie ich mich bewerbe habe ich schon zuvor im Eintrag Izmir 2006-2008 beschrieben. Gehälter sind ein schwieriges Thema. In Izmir ging es vor allem um Nettogehälter die von 700 TL anfingen und bei 2.000 TL netto aufhörten. In Istanbul kann man das mit x1,5 oder x2 multiplizieren. Damit würde man schon weit über dem Durchschnitt liegen und gut verdienen. Aber es gibt auch immer Ausnahmen. Meine Schätzungen gelten übrigens nur für Akademiker.

  • 4.„Würdest du mir empfehlen direkt nach Istanbul zu gehen oder erst mal nach Izmir und von dort aus Bewerbungen nach Istanbul senden?“

Man sollte grundsätzlich in die Stadt ziehen in der man auch arbeiten und leben möchte. Viele Unternehmen erwarten, dass man bereits in der selben Stadt ist wie sie und dass man sich auch dort auskennt. In Istanbul wird manchmal sogar erwartet, dass man im selben Stadtteil ist wie die Firma.

Ein Tipp: Falls dies nicht möglich ist, dann sollte man „so tun“, ob als man dort schon lebtWinking Aber man muss sehr flexibel sein, manchmal geht alles sehr schnell und man muss morgen schon antreten im neuen Job.

  • 5.„Gibt es eine bestimmte Jahreszeit an dem es sich besser eignet auszuwandern?“

Das ist schwer zu beurteilen. So wie in den meisten Ländern wird vor allem im Frühjahr und Herbst eingestellt. Es gibt ein langes Sommerloch und im Winter ist es auf dem Arbeitsmarkt auch eher ruhiger. Man kann direkt zur Bewerbungssaison kommen oder ein paar Monate vorher um sich einzuleben, zu recherchieren und seine Bewerbungen zu testen.

  • 6.„Kennst du Personalvermittlungsadressen die einen helfen eine geeignete Stelle zu finden?“

Es gibt die bekannten wie Adecco auch in der Türkei. Am besten man schaut sich die Bewerbungsportale an. Dort findet man jede Menge Personalvermittler. Headhunter gibt es auch in der Türkei. Über
www.xing.de oder www.linkedin.com kann gute Informationen und Kontakte finden.

  • 7.„Wie ist der Bewerbungsprozess in der Türkei? Wird die eigene Leistung geschätzt oder kommt es darauf an welche Leute man kennt, die einen empfehlen?“

Der Bewerbungsprozess kann sehr unterschiedlich ausfallen. Vom Türk. Mittelständler bis zum einem ausländischen global agierenden Unternehmen kann es ein einfaches Gespräch, mehrstufiges Vorstellungsgespräch, Einstellungstests oder Assessment Centers geben. Einstellungstests machen vor allem Absolventen ohne oder wenig Berufserfahrung. Neulinge aus dem Ausland fallen meistens darunter. Die Berufserfahrung aus Deutschland zählt hier weniger. Es ist nun mal ein anderes Land und eine andere Kultur und es existieren andere Geschäftspraktiken. Man sollte eher seine Kultur-und Sprachkenntnisse hervorheben. Die „Auslandserfahrung“ bringt viele Vorteile für Unternehmen die besonders im Im- und Export aktiv sind. Zum Thema Empfehlungen und Referenzen siehe Izmir 2006-2008.

Viel Erfolg.
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